Drogen im Straßenverkehr

Anders als beim Alkoholkonsumenten, bei dem erst bei einem bestimmten problematischen Verhaltensmuster (Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit) die Anforderungen an das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges als nicht mehr erfüllt gelten, wird bei Drogenkonsumenten jegliche Einnahme von Drogen als Ausschlusskriterium für die Fahreignung angesehen.

Ausnahmen gibt es nur für die bestimmungsgemäße Einnahme eines für den konkreten Krankheitsfall verschriebenen Arzneimittels sowie für den gelegentlichen Cannabiskonsum, wenn Konsum und Fahren getrennt werden können.

Die unterschiedliche Beurteilung der Fahreignung bei Konsum von Drogen im Straßenverkehr im Gegensatz zum Alkoholkonsum ist auf die folgenden Faktoren zurückzuführen:

  • Auf die höhere Gefährlichkeit von Drogen, weil mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als beim Konsum von Alkohol zu erwarten ist, dass sich ein problematisches Konsummuster herausbildet, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt oder dass es zu lebensgefährlichen Fehldosierungen kommt.
  • Auf die fehlende subjektive Wirkungskontrolle bei Drogen, da diese Substanzen ihre Wirkung bereits nach dem Konsum von oft sehr kleinen Mengen entfalten. Es ist in der Regel nicht möglich, den Wirkungsverlauf durch die Begrenzung der Konsummengen zu steuern. Darüber hinaus führt der weit verbreitete Mischkonsum verschiedener Drogen zu unvorhersehbaren Wirkungen. Zusätzlich wird die Wirkungskontrolle durch atypische Rauschverläufe und Nachhalleffekte in der Nachrauschphase erschwert. Ein Drogenkonsument muss stets damit rechnen, dass nach Drogenkonsum unerwartet neue, bisher für ihn unbekannte Wirkungsweisen auftreten.
  • Auf die Illegalität der Drogen. Durch die Bedingungen des illegalen Marktes und einer illegalen Beschaffung der Drogen hat der Konsument keine verlässlichen Informationen über Wirkstoffgehalt und Reinheitsgrad des angebotenen Stoffes.
Haschisch (wissenschaftlicher Name: Cannabis) gehört neben dem Alkohol und dem Tabak zu den am weitesten verbreiteten rauscherzeugenden Stoffen. Wie sieht der typische Haschischrausch bei einmaligem Konsum aus? Es kommt zu: gehobener Stimmung mit einem Gefühl des Wohlbefindens; Antriebsminderung; Gleichgültigkeit; Denkstörungen in Form von bruchstückhaftem Denken und Herabsetzung der gedanklichen Speicherungsfähigkeit; Störungen der Konzentration und der Aufmerksamkeit; erhöhter Ablenkbarkeit; Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf unbedeutende Nebenereignisse und Nebenreize; Wahrnehmungsstörungen; Sinnestäuschungen; Störungen des Gedächtnisses und der Erinnerung; Störungen des Körpergefühls; Störungen der Kritikfähigkeit mit erhöhter Risikobereitschaft. Bei einem atypischen Haschischrausch kommt es zu: gedrückter Stimmung; gesteigertem Antrieb und Unruhe; Angstgefühlen; Orientierungsstörungen und Verwirrtheit; evtl. eigenbezüglichen Wahnerlebnissen und Reizbarkeit. Körperliche Wirkungen des Haschischrausches, die für die Fahrtauglichkeit besonders relevant sind: Weitstellung der Pupillen mit dadurch bedingter erhöhter Blendungsempfindlichkeit; Schläfrigkeit, Müdigkeit; Übelkeit, Brechreiz; Missempfindungen; Zittern und Gangunsicherheit; Störungen der Koordination und der Bewegungsabläufe; erhöhte vegetative Erregbarkeit wie Zittern, erhöhte Pulsfrequenz und Blutdruckveränderungen; Störungen in der zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung, die zu schwerwiegenden Fehleinschätzungen von Entfernungen führen; Stimmungsschwankungen. Abhängigkeit von Haschisch Bei häufigem Konsum von Haschisch kann sich eine Abhängigkeit herausbilden, und zwar eine mäßige bis deutliche psychische Abhängigkeit von der angestrebten Wirkung, ohne dass es zu einer körperlichen Abhängigkeit kommt und ohne dass sich körperliche Entzugserscheinungen ausbilden. Die Tendenz zur Dosissteigerung ist in diesem Fall gering ausgeprägt. Haschisch kann nach längerem Konsum auch Psychosen (schwere psychische Krankheiten, meist vom Typ der Schizophrenie) auslösen. Solche Psychosen können in chronische Verläufe einmünden, die von Schizophrenien nur schwer zu unterscheiden sind. Entzugserscheinungen bei Haschischabhängigkeit sind: Unruhe; Gefühl innerer Leere; Nervosität; Konzentrations- und Antriebsstörungen; Fahrigkeit; Schlafstörungen; das schwer beherrschbare Bedürfnis, sich erneut Stoff für den eigenen Bedarf zu beschaffen, um den Konsum der Droge fortzusetzen. Einstellungs- und Wesensveränderungen durch Haschisch: Bei länger dauerndem Haschischkonsum entwickelt sich in vielen Fällen ein „amotivationales Syndrom“ (AMS) mit den folgenden Symptomen: Teilnahmslosigkeit; Aktivitätsverlust; Gefühl fast grenzenlosen Wohlbefindens (Euphorie); Gleichgültigkeit gegenüber Anforderungen des Alltags; allgemeine Antriebsverminderung und herabgesetzte BeIastbarkeit.
Heroinwirkungen, die für die Fahrtüchtigkeit relevant sind:

  • Beeinträchtigung der Koordination und Augenbewegungsfähigkeit, was zu einem erhöhten Unfallrisiko führt;
  • Verlangsamung der Informationsverarbeitung und Handlungsprozesse;
  • Herabsetzung von Aufmerksamkeit, Konzentration, Wachheit und Bewusstsein.

Entzugssymptomatik im abklingenden Rausch:

  • Beeinträchtigung der Konzentration und Aufmerksamkeit durch Übelkeit, Schweißausbrüche und Zittern;
  • Verminderung der Selbstkontrolle und der Fähigkeit zur Selbstbeherrschung durch Angstzustände und innere Unruhe;
  • Beeinträchtigung der Fahreignung nach Langzeitkonsum;
  • psychotische Zustandsbilder (Wahnvorstellungen, Angstzustände);
  • Persönlichkeitsstörungen;

Heroinabhängigkeit
Nur wenige Einzelmengen Heroin sind erforderlich, um eine Abhängigkeit hervorzurufen. Diese Abhängigkeit ist sowohl seelischer als auch körperlicher Art. Sie tritt innerhalb von Tagen auf, die in dieser Zeit benötigte Dosissteigerung ist erheblich.

Entzugserscheinungen bei Abhängigkeit:

  • Schmerzen;
  • Schwindel;
  • Schwitzen;
  • Zittern;
  • Nasenlaufen;
  • Magen-Darm-Beschwerden und
  • allgemeine Erschöpfung.

Eine Ausweitung der Entzugserscheinungen wird oft durch die Einnahme von Ersatzstoffen (z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Alkohol) vermieden.

Bei Opiaten bzw. Opioiden handelt es sich sämtlich um Schmerzmittel wie Valoron, Fortral, L-Polamidon und Dolantin. Nur beim Codein steht die hustenstillende Wirkung im Vordergrund. Eines der bekanntesten Opiate ist das Methadon. Hierbei handelt es sich um einen morphinähnlichen Stoff, der in flüssiger oder Tablettenform eingenommen werden kann. Es wirkt vor allem schmerzstillend und beruhigend, unterdrückt aber auch die Atmung. Es beseitigt die Opiatentzugserscheinungen für die Dauer von etwa 16 Stunden und macht bei längerem Gebrauch abhängig. Entzugserscheinungen treten später auf und dauern länger als beim Heroin. Das Mittel wird als Ersatzdroge für Heroin im Rahmen sogenannter Methadonprogramme gegeben. Die Sucht bleibt dabei erhalten, aber eine gewisse soziale Anpassung gelingt einzelnen Süchtigen im Rahmen solcher Programme offenbar leichter.
Methadonkonsum kann zu Veränderungen im Entscheidungsverhalten und zu Wahrnehmungsstörungen führen. Außerdem kann es die Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigen.

Opiate sollten medizinische Anwendung nur bei stärksten Schmerzzuständen finden, die anders nicht zu beherrschen sind. Dabei wird die Empfindung des Schmerzes nicht vollständig aufgehoben, aber seine quälende Qualität wird gemildert. Die Ursache des Schmerzes wird natürlich nicht beseitigt. Daneben beeinträchtigen Opiate die geistige Leistungsfähigkeit. Weitere wichtige Wirkungen sind die Erzeugung von Hochgefühl und die Beseitigung von Angst, Anspannung und Unlust.

Wie bei den meisten Schmerzmitteln besteht auch bei den Opiaten ein Zusammenhang zwischen starker schmerzstillender und stark suchterzeugender Wirkung. So ist die suchterzeugende Wirkung des Morphins eine seiner Hauptnebenwirkungen. Seelische und körperliche Abhängigkeit tritt innerhalb von Tagen auf. Sehr schnell gewöhnt man sich an die Hauptwirkungen. Der Körper akzeptiert wesentlich mehr Substanz (Toleranz); damit geht eine erhebliche Neigung zur Dosissteigerung einher.

Codein und Dehydrocodein sind Opiatpharmaka, die in Hustenmitteln enthalten sind. Die schmerzlindernde Wirkung und das Suchtpotential sind bei therapeutischer Anwendung eher gering. Codein und Dehydrocodein werden jedoch von Drogensüchtigen häufig missbraucht.

Reines Kokain wird meist durch die Nase geschnupft („gesnifft“).
Die Mischung von Kokain und kohlensaurem Natron bezeichnet man als Crack. Es wird aus speziellen Pfeifen geraucht, wodurch sich die kokainspezifischen Wirkungen beträchtlich verstärken. Crack wirkt extrem schnell, der Rausch setzt innerhalb von Sekunden ein und führt zu einem überwältigenden »High«-Gefühl. Die stark ausgeprägte Euphorisierung birgt ein besonders hohes Suchtpotenzial, das weitaus höher liegt als bei reinem Kokain.

Kokainrausch bei einmaligem Konsum:
1. Körperliche Wirkungen:

  • Herzklopfen, Blutdruckanstieg;
  • geringfügige  Erhöhung der körperlichen Leistungsfähigkeit;
  • Gefahr von Krampfanfällen.

2. Psychische Wirkungen des eigentlichen Kokainrausches

  • gehobene Stimmung;
  • gesteigerter Antrieb;
  • verbesserte Kontaktfähigkeit;
  • positive Gestimmtheit;
  • Zufriedenheit und Glücksgefühl;
  • fehlende Müdigkeit;
  • Appetitlosigkeit.

Der Kokainrausch ist wegen des starken Aktivitätsdranges bei allgemeiner Enthemmung mit gleichzeitig herabgesetzter Selbstkritik einer der gefährlichsten Rauschzustände für Kraftfahrer.

Das erste Stadium des Kokainrausches kann Stunden anhalten, bis es langsam umschlägt in Ängste und Unlust.

Der ausklingende Kokainrausch zeigt sich durch

  • Niedergeschlagenheit,
  • Erschöpfung,
  • Verstimmung,
  • Angst und nicht selten auch durch wahnhafte Verfolgungserlebnisse.

Wirkungen bei häufigem Konsum von Kokain
Es kann sich eine psychische Abhängigkeit herausbilden. Die Dosis wird gesteigert, und der Körper verträgt im Laufe der Zeit mehr Stoff als am Anfang. Im Rahmen der Abhängigkeit kommt es zu

  • Antriebs- und Konzentrationsstörungen,
  • wahnhaften Verfolgungsideen,
  • Sinnestäuschungen und
  • Depressionen.

Eine besondere Gefahr der Kokainabhängigkeit besteht darin, dass die Droge schizophrenieähnliche Psychosen auslösen kann. Diese Krankheiten sind zwar grundsätzlich behandelbar, in schweren Fällen aber kaum zu beeinflussen.

Beim Absetzen der Droge kommt es zu starken psychischen Entzugszeichen:

  • Unruhe,
  • Niedergeschlagenheit,
  • Angst,
  • Getriebenheit,
  • Verzweiflung, unwiderstehlichem Drang zur Stoffbeschaffung und schließlich auch zu Selbstmordgedanken
Man bezeichnet jene Stoffe als Designerdrogen, deren chemische Struktur mit den jeweils erwünschten Wirkungseigenschaften gewissermaßen am Reißbrett entworfen (designed) wurde.

Am populärsten ist in den letzten Jahren der Stoff geworden, der u.a. unter der Bezeichnung Ecstasy gehandelt wird. Der chemische Name lautet Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin (MDMA). Neben der Designerdroge Ecstasy sind auch die verwandten Stoffe MDE (Methylen-Dioxy-Ethylamphetamin, Eve) und MDA (Methylen-Dioxy-Amphetamin) im illegalen Handel erhältlich; oft wird zwischen diesen drei Stoffen auch gar nicht unterschieden, zumal Wirkung und Preise weitgehend identisch sind.

Psychische Wirkungen
Innerhalb einer halben Stunde nach der Einnahme kommt es zu folgenden für die Fahrtüchtigkeit relevanten Wirkungen:

  • vermehrtem Redefluss;
  • Betriebsamkeit;
  • Unruhe, die sich in starkem Bewegungsdrang äußern kann;
  • intensiveren Sinneswahrnehmungen;
  • Zurücktreten der Wahrnehmung des eigenen Körpers;
  • Steigerung der Kontaktfähigkeit;
  • Antriebssteigerung bis zur Enthemmung;
  • erhöhter Risikobereitschaft;
  • Fehleinschätzung des eigenen Fahrvermögens;
  • Veränderung des Zeiterlebens.

Körperliche Wirkungen

  • Beschleunigung des Herzschlags;
  • Blutdruckanstieg;
  • leichtes Zittern;
  • Schwindel;
  • vertieftes Atmen;
  • Schwinden des Hunger- und Durstgefühls;
  • Erschöpfungszustände mit nicht zu unterdrückendem Schlafbedürfnis.

Herzversagen und Todesfälle durch Kreislaufzusammenbrüche sind vereinzelt beschrieben worden.

Phencyclidin erzeugt ähnliche Wirkungen wie Designerdrogen. In der Szene gibt es verschiedene Bezeichnungen: Angel Dust, Peace Pill, Superpot. Damit ist die entspannende, stimmungsanhebende, aber auch anregende Wirkung der Droge beschrieben.

Fahreignungsrelevante Wirkungen:

  • Schlaflosigkeit mit anschließenden
  • Erschöpfungszuständen;
  • Sinnestäuschungen.

Vergiftungszustände durch Überdosierung führen zu:

  • Gangstörungen,
  • Krampfanfällen,
  • Kreislauf- und Atemstörungen,
  • Benommenheit,
  • Bewusstlosigkeit bis hin zu
  • schizophrenieähnlichen Psychosen und
  • Todesfällen.